Skitour und Eisklettern im Engadin
Wie schon im letzten Jahr, ging es zwischen Weihnachten und Neujahr in die Schweiz, diesmal ins Unterengadin. Obwohl wir nur eine Woche und wenig Schnee hatten, sind ein paar tolle Touren zustande gekommen …
Skitour im Val S´charl
Nachdem wir uns zwei Tage im Skigebiet an die Höhenluft gewöhnt hatten, ging es von unserer Hütte mit Tourenski ins Val S´charl. Auf Südhängen war der Schnee schon größtenteils getaut und auch auf unserer Route zeigte sich öfter der Boden. Nach rund 12km und 900 Höhenmetern machten wir auf der Alp Tavrü bei einer Sennhütte Mittagspause. Anschließend rutschten wir weitgehend auf Fahrwegen zurück zu unserer Hütte. Bei mehr Schnee ein lohnendes Skitourengebiet. Außerdem gibt es ein paar Kilometer vor Minger westlich der Straße im Tal eine Brücke zu einem Stollen, unterhalb der ein beachtlicher Wasserfall vereist auf seine Bekletterer wartet.
Eisklettern und Skitour am Julierpass
Knapp östlich des Julierpasses gings von der Straße auf 2180m aus etwa 300 Höhenmeter das Tal des Ovel da Lagrev bis zum erstarrten Wasserfall hinauf. Ihn begannen Mischa, Pino und Roman alsbald zu bezwingen, während Mathis und Richard sich zu einer trotz mäßiger Schneehöhe phantastischen Skitour aufmachten. Sie folgten weiter dem Tal, umrundeten bald die plane Decke eines hochalpinen Sees, bevor sie nach Südwesten über den Vadret-Lagrev-Gletscher aufstiegen und einen 3085m hohen Punkt des Grats mit Wetterstation und Trigonometrischem Punkt erklommen, von wo aus sie auf Sils im Engadin und stolze, in 1:45h bezwungene 800 Höhenmeter herabschauten. Nach einem Cookie machten sie sich an die anspruchsvolle Abfahrt in unberechenbarem Schnee. Bevor die Dämmerung hereinbrach, waren sie wieder bei den anderen und kletterten noch etwas am Eis. Mischa und Pino ließen es sich auch nicht nehmen, ebenfalls noch mit den Skiern aufzusteigen, um die anschließende Mondscheinabfahrt zu genießen.
Besteigung des Piz Buin (3312m)
Um kurz vor 9h starteten wir in Guarda auf 1654m. Roman kam heute von vorneherein nicht mit, weshalb wir nur zu viert waren. Zunächst wanderten wir - die Skier am Rucksack - die spärlich verschneite Fahrstraße durch das Val Tuoi zur gleichnamigen Hütte auf 2250m, die wir um 10.30h erreichten. Hier verließ uns der nächste - Pino musste wegen Achillessehnenproblemen aufgeben. Mittlerweile mit Skiern stiegen wir erst nordwärts auf, bevor wir an den Flanken des Piz Buins nach Westen travesierten. Der in der Mittagssonne liegende Südhang brachte uns ordentlich ins Schwitzen. Bei Cronsel, einem Sattel auf 2659m, machten wir gegen 12h eine Brotzeit und schnickten in einem dramatischen Kampf darum, wer von uns Dreien die für die Bezwingung des Berges nötige Ausrüstung nicht bekommen würde - es traf Mischa. Doch er ließ sich nicht entmutigen, sondern beschloss weise, soweit mit uns zu kommen, wie es ging. Die Rinne unterhalb der Fuorcla Buin stimmte uns etwas skeptisch. Von unten sah diese Schlüsselstelle extrem steil aus. Doch im Firn fanden wir dann hervorragenden Halt, wenngleich wir irgendwann mit Skiern nicht mehr weiterkamen und die 45°+ direkt emporkraxelten - ich summte “Stairway to Heaven” vor mich hin. Auf 3024m in der Fuorcla (was auf Rätoromanisch in etwa “Sattel” oder “Pass” bedeutet) schoben wir uns um 14.30h auf die Silvretta blickend noch ein Brot rein, bevor die Westflanke in Angriff genommen wurde. Nach ungefähr 150 weiteren Höhenmetern kam dann die Stelle, wo Seil, Pickel und Steigeisen zum Einsatz kamen, denn es wurde steil und nach Norden hin ausgesetzt. Mischa improvisierte und baute sich aus Bandschlingen einen zwar sicheren, aber eher unbequemen Gurt. Nach etwa drei Seillängen hatten wir die Kletterpartie hinter uns und stürmten den Gipfelgrat. Um 16.15h standen wir stolz und glücklich auf 3312m und trugen uns ins Buch des Piz Buin ein. Abstieg. Während die Sonne blutrot im Gipfelmeer versank, brachten wir dann die drei Seillängen hinter uns. Als es dunkel war, erreichten wir die Skier und machten uns an eine extreme Abfahrt im fahlen Mondlicht entlang der Aufstiegsspur. Von der Tuoi-Hütte an bestand keine Gefahr mehr und jeder kämpfte sich allein halb rutschend, halb rennend die Fahrstraße entlang. Gegen 20h erreichten wir Guarda, wo uns Pino und Roman erwartungsvoll abholten.