Eisklettern Rjukan
Nachdem wir uns auf einer Skitour durch das südliche Jotunheimen aufgewärmt hatten, verbrachten wir vier Tage in »Europas Eiskletter Mekka«, der südnorwegischen Stadt Rjukan. Mit geliehener Ausrüstung machten wir hier unsere ersten Erfahrungen im vertikalen Eis.
Am Abend des 7. März trafen wir in Rjukan ein und verbrachten die erste Nacht in unserem Zelt auf einem Parkplatz. Am nächsten Morgen inspizierten wir erstmal die Stadt: Im Zentrum befinden sich einige Einkaufsläden und Supermärkte sowie eine Touristeninformation. Von dem ältesten Wasserkraftwerk Europas aus, westlich von Rijukan durchschneidet der Fluss MÃ¥na ein enges Tal, in dem Rjukan liegt. Die zahlreichen Wasserfälle befinden sich entweder direkt im Flusstal oder in kleinen Seitentälern.
Wir erhielten von Andreas Spak, einem ortsansässigen Klettererführer für teures Geld (etwa 40€/Tag) eine dürftige Ausrüstung: Zwei Eispickel, Steigeisen und zwei Helme. Wir folgten seinem Rat und begannen unsere ersten Kletterversuche im Eis bei den Wasserfällen von Krokan. Recht verkrampft stümperten wir per Top-rope gesichert einige WI-3 Routen hinauf, darauf bedacht die unter der Belastung ständig aus dem Eis brechenden Pickel an unseren Augen vorbei zu führen. Nach und nach gewöhnten wir uns an diese Gefahr und die Bewegungen wurden sicherer und lockerer und wir wagten uns auch an steilere oder mixed Routen.
Zwei Tage kletterten wir in Krokan, zelteten unter einem Felsüberhang und hielten es an einem Abend sogar einige Zeit bei Tee und Schokolade an einem kleinen Feuer aus, von vorne gewärmt und verräuchert und am Rücken frierend. Den dritten Tag verbrachten wir in der Nähe des Skigebiets Gaustablikk an zwei breiten und steilen Wasserfällen. Am vierten und letzten Tag zeigten wir, wie drei Personen mit einer einzigen Kletterausrüstung und ohne Eisschrauben am ungeschicktesten einen Wasserfall besteigen, der ihre Seillänge bei weitem übersteigt. Immerhin haben wir es geschafft!