Geschichten von draußen …

Trekking Marokko

Richie hat uns in Richtung Heimat verlassen, während Hörbe und ich (Mathis) knapp zwei weitere Wochen in Marokko verbringen. Dabei lernen wir die Vielseitigkeit des Landes erst so richtig kennen. Von Kletterrouten, Dünen in der Sandwüste und Surfbrettern …

Wir schlafen zunächst eine weitere Nacht im Hotel Ali und erkunden am folgenden Tag noch etwas den Reichtum Marrakeschs. Der Bahia Palast, mit seinen schattigen Innenhöfen, gepflegten Gärten, weitläufigen Hallen und einer sauberen Toilette stellt einen starken und angenehmen Kontrast zum übrigen Marrakesch dar. Es geht wieder zum Busbahnhof, und, als hätten wir aus alter Erfahrung nichts dazu gelernt, sitzen wir - Dank des äußerst zuvorkommenden marrokanischen Kundenservices ohne wirklich zu wissen ob wir es überhaupt wollen - einige Minuten später in einem runtergekommenen Bus, haben zu viel für das Gepäck gezahlt und erfahren irgendwann, dass der Bus doch erst in zwei Stunden abfahren würde. Die Augen genießen im (Gegensatz zum Magen) erneut die Strecke nach Ourzazate. Wir wollen in Marokkos bekanntestes Klettergebiet, die Gorge du Todhra, eine Schlucht am südöstlichen Rand des hohen Atlas. Zwischendurch haben wir Gelegenheit am traditionellen Ramadan Frühstück teilzunehmen. Die Sonne ist kaum untergegangen, da stoppt der Bus und jeder drängt in das nächste Café, um Gemüsesuppe, Tee und Gebäck zu sich zu nehmen. Spät in der Nacht erreichen wir Tinerhir, wo wir unter Palmen am Rande eines trockenen Flusslaufes schlafen. Am nächsten Tag geht es mit dem Sammeltaxi - die Fahrer sind hier eindeutig umgänglicher als in Marrakesch - entlang eines dichten Palmenhaines hinauf in die Berge. Das Tal verengt sich schlagartig in eine tiefe Schlucht und die Straße zwängt sich zwischen roten Felswänden hindurch. Im Hotel Yasmin, am Eingang der Schlucht, fragen wir, weil dies auf verschiedenen Internetseiten empfohlen wird, nach einem Kletterführer und erhalten von zwei Spaniern, die diesen bereits für unbrauchbar erklärt haben, auch tatsächlich einen. Der Führer wurde von einem ansässigen Marokkaner zusammengestellt (ist bei diesem für 300 Drh. erhältlich) und gibt eine ungefähre Ãœbersicht über die zahlreichen Wände, auf genauere Angaben, wie Schwierigkeitsgrade und Sicherungshaken sollte man sich aber nicht verlassen. Wir klettern einige kurze aber schöne Routen am Petit Gorge, wo wir mit einem amerikanischen Pärchen ins Gespräch kommen. Wir beschließen kurzerhand mit ihnen am folgenden Tag nach Südosten in ein Sandwüsten Gebiet, das Erg Chebbi zu fahren. So sitzen wir zwölf Stunden später in deren engen Leihwagen und fahren in südlicher Richtung durch die karge Hammada. Meistens ist die Umgebung steinig und erstreckt sich bis zum Horizont, hin und wieder zeigen sich jedoch obskure Gesteinsformen. Durchqueren wir eine der seltenen Ortschaften, so drängt sich die Frage auf, wovon die Menschen hier leben, es gibt keine nennenswerte Landwirtschaft, von Industrie ganz zu schweigen. Dennoch sieht man große Scharen von Kindern, die scheinbar von der Schule kommen und kilometerlange Strecken die Straße entlang laufen. Etwa dreißig Kilometer vor dem Ziel hält uns ein traditionell gekleideter junger Marokkaner an, der verzweifelt darum bittet, dass wir ihn mitnehmen. “Zufälligerweise” spricht er fließend Englisch und arbeitet für ein Hotel im Erg Chebbi. Die Amerikaner wollten sowieso zu diesem Hotel und so bedarf es keiner weiteren Ãœberredungskünste… Wir entkommen knapp der Tee-Freundschaft-Brad-Pitt-war-auch-schon-hier-Taktik des Hotelbesitzers und starten auf eigene Faust. Wir kommen überraschend gut vorwärts, nur bei steileren Dünen sinkt man tiefer in den feinen Sand ein. Als wir einige Kilometer in die Wüste vorgedrungen sind, geht die Sonne am Horizont in extrem diesig-staubiger Luft unter und wir besteigen die in unserem Umkreis höchste Düne. Dort legen wir uns in die Schlafsäcke, doch leider werden wir auf Grund der diesigen Luft weder mit erwartetem sternenklarem Himmel noch mit einem farbigen Sonnenaufgang bedacht, dafür aber mit reichlich sandigem Wind. Am nächsten Morgen, der Himmel ist immer noch diesig-grau, laufen wir wieder aus dem Dünengebiet heraus und fahren mit den Amerikanern nach Rissani, die nächstgelegene Stadt. Hier fragen wir uns bis zu einem großen Platz durch, wo in vier Stunden ein Bus zurück nach Tinerhir fährt, so heißt es. Wir kaufen auf dem Markt frisches Obst. Fast überall will man uns Fossilien andrehen, die man in der Umgebung scheinbar zuhauf findet. Daher laufen wir etwas aus der Stadt raus, doch auch hier ist es nicht viel angenehmer: Es stinkt nach verbranntem und verfaultem Müll, die ansässigen Kinder scheint das nicht zu stören denn sie baden unbekümmert im vermüllten Fluss. Rechtzeitig kehren wir zum Busplatz zurück und fragen sicherheitshalber nach, als sich ein Bus ziemlich schnell mit Marokkanern füllt, ob das schon unserer sei. Nein, aber der Bus nach Tinerhir fahre gar nicht, wir sollen doch diesen nehmen. Der Bus ist schon bedenklich voll, der Fahrer lässt schon den Motor warm laufen und der “Gepäckkassierer” nutzt diese Situation gnadenlos aus. Aber diesmal wollen wir nicht zu viel zahlen, wir verhandeln hart, bis der Bus vor unseren Augen losfährt. Da kein Bus mehr fährt, sitzen wir erstmal fest, da auch die Taxifahrer unsere Situation scheinbar erkannt haben. Doch glücklicherweise taucht eine Japanerin auf, die auch nach Tinerhir will und die Hälfte des überteuerten Preises bezahlt. Nach zehn Kilometern säuft allerdings der Motor ab und wir tuckern im ersten Gang wieder zurück. Immerhin organisiert uns der Fahrer ein neues Taxi und so kommen wir schließlich am Abend wieder in der Gorge du Todhra an. Wir schlafen die nächsten drei Nächte zwischen den Steinen des “Jardin des Roches” und klettern auch einige längere Routen. Leider sind unsere Fingerkuppen durch den teilweise recht scharfen Stein bald aufgescheuert und ich fühle mich nicht gerade blendend, da mein Verdauungssystem seit Marrakesch nichts Festes mehr produziert hat. Nach vier Tagen geht es in einer zehnstündigen Busfahrt weiter nach Agadir. Wir verlassen das “Touristen-Getto” aber sofort wieder und fahren mit dem Bus ins zwanzig Kilometer nördlich gelegene Taghazoute, wo wir uns zwei Surfbords und Neoprenanzüge ausleihen. In Tamri Beach verbringen wir den Tag, surfen und liegen in der Sonne. Am Mittag des nächsten Tages geht es zurück nach Agadir. Wir wollen noch am Abend mit dem Bus zum Flughafen gelangen und zunächst scheint das auch zu klappen. Als wir beim Umsteigen einen Mann, der gerade durch das Fenster mit dem Busfahrer redet, fragen, ob dies der richtige Bus sei, bejaht dieser, richtet eine kurze Bemerkung an den Busfahrer, und fast im gleichen Moment fährt der Bus los. Es stellt sich heraus, dass der auskunftsfreudige Mann Taxifahrer ist und uns natürlich gerne seine Dienste anbietet. Zum Glück geht unser Flug erst am nächsten Morgen und so verbringen wir die Nacht in einem günstigen Hotel und planen am nächsten Tag mit dem ersten Bus zum Flughafen zu fahren. Da uns der Mouezzin fast die gesamte Nacht wach hält, verschlafen wir und nehmen den zweiten Bus. Gerade noch rechzeitig kommen wir an dem modernen Flughafen an und tauchen wieder ein in das sterile, stressige, distanzierte aber irgendwie auch angenehme europäische Leben…

Fotos

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